In Deutschland gibt es knapp 350 Swingerclubs. Das sind Einrichtungen, in denen sich Gleichgesinnte treffen, um gemeinsam Sex zu haben. Viele Swinger leben in einer glücklichen Beziehung, weil sie ihre sexuellen Fantasien ausleben können und keine Langeweile aufkommt.
Der Besuch im Swingerclub – erst reden, dann handeln
Die Entscheidung eines Pärchens, einen Swingerclub aufzusuchen, sollte von beiden Partnern ausgehen. Es nützt nichts, wenn einer sich dort austoben möchte und der andere nur um des lieben Friedens willen mit geht. Unter solchen Bedingungen kann das Swingen eine Beziehung zerstören, anstatt sie zu festigen. Am besten ist es, sich zusammenzusetzen und in einer entspannten Atmosphäre darüber zu reden. Pärchen, die zum ersten Mal einen Swingerclub aufsuchen, sind eventuell gut beraten, sich dort zunächst nur umzusehen und zu beobachten, wie die Stimmung ist und was die anderen so treiben. Die anderen bei ihrem Treiben zu beobachten ist in den meisten Swingerclubs völlig normal. Im Gegenteil, viele Mitglieder bekommen einen Kick, wenn sie wissen, dass sie beim Sex beobachtet werden.
Das Beobachten stellt die Nagelprobe dar. Nicht jedem gefällt es, wenn der Partner durch den Anblick oder die sexuellen Aktionen anderer Menschen erregt wird.
Wie ist die Ausstattung der Swingerclubs?
Die ist natürlich von Club zu Club verschieden. Einige Elemente sind jedoch bei allen Clubs vorhanden. An den Eingang schließt sich ein Empfangsbereich an, in dem man zwanglos zusammensitzen und plaudern kann. Daran schließen sich Umkleideräume mit Spinden und Duschräume an. In der Regel gibt es mehrere Zimmer, die nach mehreren Themen eingerichtet sein können. Einige sind auch mit besonders großen Spielwiesen ausgestattet, auf denen mehrere Personen Sex haben können. In einigen Clubs gibt es auch BDSM Zimmer mit einer beachtlichen Sammlung an Foltergeräten. Nicht selten ist ein Wellnessbereich vorhanden. Manche Clubs bieten warme Speisen und Getränke an, andere nur ein kaltes Buffet.
Viele Mitglieder gehen in Swingerclubs, nicht nur, weil sie sich dort mit Gleichgesinnten treffen und ihre Fantasien ausleben können, sondern weil sie im Club verstärkte Betten, große Matratzen und solche Geräte wie Andreaskreuze oder Strafböcke für Rollenspiele an.
Welcher Verhaltenskodex gilt im Swingerclub?
Die Mitglieder achten und respektieren einander. Alle Aktionen geschehen freiwillig. Das Motto der Swinger lautet: Alles kann, nichts muss. Das bedeutet, mit gegenseitigem Einverständnis ist fast alles möglich, aber niemand darf zu etwas gezwungen werden. Unter den Mitgliedern herrscht eine freundliche, fast familiäre Atmosphäre. Neulinge sind gern willkommen und werden von den erfahrenen Mitgliedern betreut. Das bedeutet auch, dass es keine „Sexpflicht“ gibt. Wer möchte, kann ganz einfach nur zusehen oder sich einfach nur mit den anderen Gästen unterhalten.
Was tragen die Gäste im Swingerclub?
In diesem Punkt sind die Damen klar im Vorteil. Sie können tragen, was sie wollen, solange es sexy ist. Erlaubt ist, was gefällt. Gut kommt zum Beispiel die klassische Kombination aus Corsage, Strapsen, Netzstrümpfen und High Heels an. Ein Catsuit aus Wetlook oder ein Minirock mit Overknee-Stiefeln sehen auch sehr attraktiv aus. Für den Anfang empfiehlt sich ein paar halterlose Strümpfe und High Heels. Die passen in jede größere Handtasche. Ein Body geht auch.
Die Herren haben es etwas schwerer bei der Wahl ihrer Kleidung. Man kann sich ja für den Anlass in einem Erotikshop etwas Ausgefallenes bestellen. Wie wäre es vielleicht mit engen Shorts aus Leder, Wetlook oder Latex, unter denen sich der beste Freund deutlich abzeichnet? Auch frivole Boxershorts sind gut geeignet. Für den Oberkörper werden Muskel-Shirts, Netzhemden oder ärmellose Westen akzeptiert.
Was geht gar nicht?
Feinripp Unterwäsche oder ausgeleierte Kleidung, die schmutzig und löchrig ist. Schlabbrige Jogginganzüge werden ebenfalls nicht geduldet. Beim ersten Besuch ist es kein Fehler, vorher anzurufen und sich nach dem Dresscode zu erkundigen.
Bei Mottopartys gilt der normale Dresscode nicht. Zu den besonderen Anlässen wird eine bestimmte Kleidung vorgeschrieben.
Wie läuft der Erstbesuch ab?
Die Neulinge werden an der Tür von einer Empfangsdame begrüßt. Nachdem das Eintrittsgeld bezahlt wurde, zieht sich das Pärchen um. Die Empfangsdame macht sie mit Regeln und Bestimmungen bekannt. In manchen Swingerclubs gibt es an den Türen der einzelnen Zimmer Ampeln oder Signale, die nicht nur anzeigen, ob der Raum gerade besetzt ist oder nicht, sondern auch, ob die Nutzer unter sich bleiben wollen, Zuschauen erlaubt ist oder ob sogar zum Mitmachen eingeladen wird.
Wie es im Laufe des Abends weiter geht, bleibt dem Pärchen überlassen. Sie können sich nur mit sich selbst beschäftigen, anderen zusehen oder aktiv mitmachen. Für den Anfang ist es erfahrungsgemäß besser, eine passive Rolle zu spielen und die erfahrenen Mitglieder aufmerksam zu beobachten. Dabei bekommt man automatisch die Etikette und die Umgangsformen mit.
Wer darf in den Club?
Das entscheidet die Dame an der Tür. In der Regel haben Pärchen kein Problem, Zutritt zu erhalten. Sie bezahlen einen reduzierten Preis. Solo-Damen dürfen oft sogar umsonst in den Swingerclub. Ihnen stehen dieselben Einrichtungen wie den zahlenden Gästen zur Verfügung. Die meisten Clubs gewähren Solo-Damen gern den Zutritt, damit das Verhältnis zwischen Männern und Frauen ausgeglichen ist. Etwas anders sieht das bei Solo-Herren aus. Denen wird oft der Zutritt verwehrt. Wenn überhaupt, müssen sie einen deutlich höheren Eintritt bezahlen. Professionellen Damen und Herren, die Sex für Geld anbieten, dürfen den Club, bis auf wenige Ausnahmen, nicht betreten.
Ein Swingerclub ist kein Bordell!
Was muss man im Club beachten?
Es gibt eine ganze Reihe von Regeln. Die muss man aber nicht auswendig lernen. Sie prägen sich nach und nach von selbst ein. Die meisten basieren sowieso auf dem gesunden Menschenverstand oder auf den allgemeinen Regeln für den Umgang und das Verhalten von Menschen miteinander.
Die wichtigste Regel überhaupt lautet: Nein heißt Nein!
Wenn ein Mitglied keinen Sex oder Körperkontakt wünscht, haben alle anderen das zu respektieren.
Die zweit wichtigste Regel: Sex nur mit Kondom! Im Swingerclub herrscht Kondompflicht. Das gilt auch für Oralsex. Schalen mit Kondomen stehen in allen Räumen und werden ständig aufgefüllt. Ihr Preis ist in der Eintrittsgebühr bereits enthalten. Sämtliche Abfälle wie benutzte Kondome, Küchentücher oder Papiertücher gehören in die bereit gestellten Abfallbehälter. Zu Hause lässt man schließlich auch keinen Müll herumliegen.
Im Swingerclub gibt es Räume, die für sexuelle Aktivitäten bestimmt sind. Andere wiederum sind Gemeinschaftsräume wie die Bar, der Empfangsbereich oder das Restaurant. Wo es ausdrücklich erlaubt ist, darf gegessen, getrunken und geraucht werden. Im Bereich für sexuelle Aktivitäten ist es meistens nicht gestattet. Umgekehrt wird nicht geduldet, dass sich Mitglieder in den Gemeinschaftsräumen wie in den Umkleideräumen, der Bar oder dem Empfang zum Treffen.
Im eigenen Interesse wird Personen, die betrunken oder unter dem Einfluss von Drogen stehen, der Zutritt verwehrt. Sie können unberechenbar reagieren und die Selbstkontrolle verlieren. Außerdem benebeln Drogen und Alkohol die Sinne und beeinträchtigen dadurch den Genuss.
Aus hygienischen Gründen wird erwartet, dass alle Gäste nach dem Betreten des Swingerclubs erst einmal duschen, unabhängig davon, ob sie es daheim bereits getan haben oder nicht. Das gebietet zudem der Anstand und die Rücksichtnahme auf die anderen.
Der Umgangston im Swingerclub ist familiär-freundschaftlich. Die Mitglieder sprechen sich untereinander mit „Du“ an oder benutzen den Vornamen, eventuell auch einen Spitznamen.
Was ist mit der Diskretion?
Die wird im Swingerclub natürlich großgeschrieben. Viele Neulinge machen zum Beispiel den Fehler, dass sie für das erste Mal einen Swingerclub fern von ihrem Wohnort wählen. Sie fürchten, dass sie in einem Club in ihrer Nachbarschaft erkannt werden könnten, oder auch auf Freunde, Arbeitskollegen oder gar den Chef mit seiner Frau treffen könnten. Solche Befürchtungen sind völlig unbegründet. Klar, es kann durchaus passieren, dass man in einem Swingerclub in der Nachbarschaft auf Leute trifft, die man kennt. Das ist völlig normal, da die Gäste von Swingerclubs gewöhnliche Menschen sind. Wenn man dort gesehen wird, hat das jedoch keine negativen Folgen für den Ruf, denn Diskretion ist oberstes Gebot. Was im Club passiert, bleibt auch im Club. Aus diesem Grund ist auch das Filmen und Fotografieren in der Mehrzahl der Swingerclubs streng verboten. Smartphones müssen in den Spinden bleiben. In seltenen Ausnahmefällen werden von einigen Veranstaltungen Fotos oder Filmaufnahmen gemacht. Die Mitglieder werden jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen und dürfen auf Wunsch Masken tragen.
Schwerwiegende Verstöße gegen die Regeln werden mit einem Hausverbot bestraft, das eventuell sogar auf Lebenszeit ausgesprochen werden kann.
Swingen kann eine echte Bereicherung des Sexlebens sein und zur Stabilisierung einer Beziehung beitragen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass beide Partner es wollen. Wer zum ersten Mal einen Swingerclub besucht, hat keinen Grund, nervös oder gar ängstlich zu sein. Die meisten Regeln sind im Grunde genommen selbsterklärend. Erfahrene Mitglieder nehmen Neulinge gern unter ihre Fittiche und zeigen ihnen, was sie beachten müssen. Vieles kann man auch selbst lernen, wenn man sich anfangs erst einmal zurückhält und sich auf das Beobachten beschränkt. Viele Gäste der Swingerclubs sind dort Stammkunden und kennen die anderen bereits seit Jahren. Nicht selten entwickeln sich im Laufe der Zeit sogar Freundschaften, die über die Begegnungen im Club hinausgehen. Swingen bedeutet, seine Lust zusammen mit anderen in einer freundlichen und entspannten Atmosphäre auszuleben. Die gemeinsamen Erlebnisse verbinden.
Auf Wiedersehen im Swingerclub!